Das ist der Marangoni-Effekt.
Hinter den Schlieren, die dein Wein beim Schwenken im Glas bilden kann, steckt ein simples naturwissenschaftliches Phänomen: Für die Kirchenfenster, Tränen oder Tropfen, wie die Schlieren auch genannt werden, ist nämlich der Alkoholgehalt im Wein verantwortlich. Wein ist eine Mischung aus Wasser und Alkohol. Beide Flüssigkeiten haben unterschiedliche Siedepunkte. Das heißt: Sie verdunsten unterschiedlich schnell. Wenn du das Weinglas schwenkst, benetzt du die Glasinnenwand mit einem dünnen Flüssigkeitsfilm. Weil der Alkohol schneller verdunstet, verändert sich die Oberflächenspannung. Die restliche Flüssigkeit zieht sich in einem Rand oberhalb des Weins zusammen und fließt in mehr oder weniger großen Tränen wieder an der Glaswand hinab – das ist der Marangoni-Effekt.
Was Tränen und Tropfen über den Alkohol aussagen.
Je nachdem, wie breit der Abstand zwischen den einzelnen Tränen ist und ob die Kirchenfenster eher Rund- oder Spitzbögen gleichen, kannst du Rückschlüsse auf den Alkoholgehalt ziehen. Je enger die Tränen hinabfließen, desto spitzer wirken die Kirchenfenster des Marangoni-Effekts. Dann ist der Alkoholgehalt vergleichsweise hoch. Sind die Abstände zwischen den Weintropfen größer, die Tränen feiner und die Kirchenfenster breit und rund, hat der Wein einen geringeren Alkoholgehalt.
Wodurch der Marangoni-Effekt noch beeinflusst wird.
Auch der Zuckergehalt und weitere Inhaltsstoffe im Wein entscheiden über die Ausprägung und Form des Marangoni-Effekts. Sie machen den Wein dick- beziehungsweise dünnflüssiger. Dickflüssiger Wein enthält vergleichsweise viel Alkohol und Zucker. Fachleute sprechen dann auch von einer hohen Viskosität. Dadurch werden die Tränen am Glas dicker, die Kirchenfenster schmaler.
Auch die Wahl des Weinglases kann die Ausprägung des Marangoni-Effekts beeinflussen. Wird der Glaskelch nach oben hin schmaler – wie es bei Weingläsern und Schnapskelchen der Fall ist – kommt der Marangoni-Effekt stärker zum Ausdruck als bei zylinderförmigen Gläsern.
Experiment zum Selbermachen.
Warum versuchst du nicht selbst einmal, den Marangoni-Effekt zu beobachten? Bei Rotweinen mit hohem Alkoholgehalt sind die Tränen besonders ausgeprägt – gerade dann, wenn der Wein Zimmertemperatur hat und in einem bauchigen Glas serviert wird.
Anleitung:
- Gieße einen Schluck Rotwein mit einem Alkoholgehalt von mindestens zwölf Prozent in ein klares, bauchiges Weinglas.
- Schwenke den Wein leicht im Kreis, damit die Innenwand gut mit Flüssigkeit benetzt wird.
- Jetzt kannst du sehen, wie sich nach einigen Sekunden Tropfen an der Glaswand bilden und langsam hinunterlaufen.
Übrigens: Auch bei anderen Flüssigkeitsgemischen mit unterschiedlichen Siedepunkten kannst du die Schlieren, Tränen oder Kirchenfenster beobachten.
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Häufige Fragen zum Marangoni-Effekt.
Nein, die Weintränen oder Kirchenfenster sind kein Indikator dafür, welche Qualität ein Wein hat. Vielmehr kann der Alkohol- und Zuckergehalt die Ausprägung des Marangoni-Effekts beeinflussen.
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